Ritual featured in Page Magazine

Our neo-grotesk typeface family Ritual was recently featured in German design magazine Page and Lukas answered some questions about type specimens.


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1. Wann fängst du an, dir Gedanken über die Schriftmuster zu machen? Schon während der Entwicklung der Schrift oder erst wenn sie fertig ist?

Auf jeden Fall schon während der Entwicklung der Schrift. Ich würde aber generell unterscheiden zwischen Schriftmuster, also dem klassischen Specimen und den Schrift-Grafiken, den Visuals. Das klassische Schriftmuster kommt relativ spät, aber das „Wie“ präsentiere ich die Schrift, läuft quasi als Dauerschleife ständig im Kopf mit. Dabei stelle ich mir unter Anderem Fragen wie, woher kommt die Schrift, was mach sie aus, was sind Inspirationsquellen und wie sehe ich selbst die Schrift in der Anwendung.

2. Wie gehst du bei der Gestaltung vor? Wie legst du die Farben fest, die Texte, die Anwendungsbeispiele…?

Bezüglich der Farben, versuche ich erst einmal mich nicht selbst zu wiederholen. Ich schaue also wie waren vorherige Veröffentlichungen gestaltet.
Derzeit benutze ich eigentlich meißtens eine, maximal zwei Farben in Kombination mit Schwarz, Weiß und Graustufen. Ist aber auch immer etwas abhängig, ob die Schrift eher klassisch oder experimentell ist. Ein formaler Gesichtspunkt ist dabei auch ob eine Farbe auf weiß und auf schwarz gut steht, sodass man generell Variationsmöglichkeiten hat. Das Ganze ist ein bisschen wie ein Mini Corporate Design. Außerdem recherchiere ich Bilder, die sich gut mit der Schrift kombinieren lassen. Ich probiere sehr viel aus und verwerfe auch vieles, weil es doch nicht so funktioniert, wie ich mir das vorgestellt habe. Bei den Texten gibt es meißtens einen klassischen, die Schrift beschreibenden Text. Für die Visuals ziehe ich da manchmal Teile raus oder suche nach Worten, die sozusagen den „Geist der Schrift“ in meinen Augen wiederspiegeln beziehungsweise die Wirkung noch verstärken.

3. Schaust du dir andere Schriftmuster zur Inspiration an und wenn ja von welchen Foundries?

Ich sag mal so, ich halte mich auf dem Laufenden was um mich herum passiert. Inspirieren lasse ich mich natürlich auch, versuche dabei aber mich nicht zu sehr beeinflussen zu lassen und meinem eigenen Stil treu zu bleiben.

4. Wie viel Zeit investierst du in ein Typesample und rechnet sich der Aufwand?

Wahrscheinlich zu viel. Ich habe das Gefühl, dass heute die Gestaltung der Schrift nur die „halbe Miete“ ist und die Präsentation einen ganz entscheidenden Stellenwert hat.
Gerade heute mit Variable Fonts, kinetischer Typografie oder interaktiven Microsites wird da teilweise sehr viel Aufwand betrieben um eine neue Schrift zu bewerben.
Es gibt Foundries die beauftragen renommierte Designer die ihre Specimens gestalten. Dann wird das Ganze auch noch gedruckt und verschickt. Das alles sind sehr gute Marketing Strategien mit denen man natürlich die Reichweite stark erweitert. Kleineren Foundries fehlt aber oftmals einfach das Budget oder die Zeit für solche Geschichten. Ob sich die Zeit, die man in Visuals und die Schrift-Präsentation investiert, rechnet ist schwer zu sagen. Da verhält es sich wohl wie bei der Gestaltung und Veröffentlichung von neuen Schriften. Das ist ja immer ein wenig wie ein Glücksspiel. Ich persönlich, bin vom Herzen her Gestalter und passende Visuals waren mir schon immer sehr wichtig. Da geht schon einiges an Zeit für drauf. Ein netter Nebeneffekt ist, dass einem bei der Gestaltung mit der eigenen Schrift auch noch Sachen auffallen, die man verbessern muss.

5. Was ist für dich die Minimalanforderung an ein Schriftmuster?

Bei Schriftmustern sollten, meiner Meinung nach, auf jeden Fall alle Schriftschnitte, der Zeichensatz-Umfang und die Open-Type Features zu sehen sein. Wenn das Ganze dann noch sauber aufbereitet ist, dann ist das für mich persönlich ausreichend. Ich habe aber auch den Eindruck, dass die Entscheidung ob eine Schrift zu einem Projekt passt, am Besten getroffen werden kann, wenn man die Schriften selbst in Layouts testen kann.
Insofern glaube ich, dass das klassische Schriftmuster, mit Texten in verschiedenen Schriftschnitten und -größen, mehr und mehr an Bedeutung verliert.

6. Fallen dir nach der Veröffentlichung manchmal noch Dinge ein, die du hättest besser machen können?

Ja sicher, einerseits sind das gestalterische Sachen, andererseits aber auch eher strategische Dinge. Also ganz konkret wie man einen Release auch über einen längeren Zeitraum, beispielsweise auf Social Media, mit verschiedenen Visuals präsentieren kann ohne sich zu wiederholen. So eine echte strategische Planung kostet aber auch viel Zeit, die meißtens fehlt. Ich nehme mir jedesmal vor beim nächsten Release noch besser zu planen.



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